Becher wendet sich mit offenem Brief an bayerische Gesundheitsämter

Die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie in Bayern stellt vor allem die örtlichen Gesundheitsämter vor große Herausforderungen. Je nach regionaler Entwicklung der Infektionszahlen treffen sie die Entscheidung über passgenaue Maßnahmen zur Eindämmung des Virus vor Ort. Der 3-Stufenplan des Sozialministeriums soll den Gesundheitsämtern dabei als Entscheidungshilfe dienen, um mit entsprechenden Maßnahmen in den Kinderbetreuungseinrichtungen auf das Infektionsgeschehen zu reagieren. Mit Blick auf die derzeit erneut steigenden Infektionszahlen wendet sich Johannes Becher, Sprecher für frühkindliche Bildung der Grünen im Bayerischen Landtag und Vize-Vorsitzender der Kinderkommission des Bayerischen Landtags, nun in einem offenen Brief an die örtlichen Gesundheitsämter, um diese besonders für die Belange der Kinder in Bayern zu sensibilisieren.

Becher verweist darauf, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Covid-19-Virus seit Mitte März vor allem den Kindern viel abverlangt haben. Wochen-, teilweise monatelang konnten zahlreiche Kinder ihre Betreuungs- und Bildungseinrichtungen nicht besuchen. Diese Zeit war für viele Kinder und ihre Familien eine große Belastung. Die entwicklungspsychologischen und bildungsspezifischen Folgen sind zum aktuellen Zeitpunkt nicht annähernd absehbar. Und auch unter den derzeitigen Bedingungen war und ist eine Rückkehr zur Normalität nicht möglich. Trotzdem setzt der 3-Stufen-Plan des Sozialministeriums nun erneut in den Kinderbetreuungseinrichtungen an. „Es ist mir nicht nachvollziehbar, warum die Maßnahmen gegen ein sich verschlechterndes Infektionsgeschehen erneut zuerst die Kleinsten einschränken sollen, während andererseits z.B. Veranstaltungen in geschlossenen Räumen ohne Maske mit einer erheblichen Personenzahl weiterhin erlaubt und Beschränkungen – wie nun in München – erst bei massiv gestiegenen Zahlen erfolgen“, kritisiert Becher. Erneute Betretungsverbote für die Einrichtungen sowie eine Beschränkung der Notbetreuung auf bestimmte Kinder sind nach Ansicht des Abgeordneten unter allen Umständen möglichst zu verhindern und können nur als absolute „Ultima Ratio“ angewendet werden. „Dafür ist bei entsprechend steigenden Infektionszahlen die Aufteilung der Kinder in feste Gruppen und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes innerhalb der Räumlichkeiten seitens des Kita-Personals aus meiner Sicht eine legitime Maßnahme – auch um den Fachkräften in den Einrichtungen die höchstmögliche Sicherheit bei ihrer systemrelevanten Arbeit zu gewähren“, erklärt Becher.

Becher betont in seinem offenen Brief aber auch, dass der verantwortungsvollen Aufgabe der Gesundheitsämter nicht vorgegriffen werden könne: „Ich möchte Sie aber eindringlich darum bitten, in Ihrer Abwägung über die notwendigen Einschränkungen im Falle eines sich verschlechternden Infektionsgeschehens alle möglichen Ansatzpunkte zu bedenken und – mit Blick auf den Wert einer guten und geregelten Betreuung und Bildung für die Kinder – die Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen solange dies irgend möglich und verantwortbar ist, zu vermeiden“, so Johannes Becher.