Wie kann es sein, dass Shopping Malls, Möbelmärkte, Baumärkte und Buchhandlungen während des Lockdowns mit dem System „Click and Collect“ zur Abholung von online oder telefonisch erworbenen Waren geöffnet sind, dies den öffentlichen Bibliotheken aber verwehrt bleibt?

Dieser Missstand sorgt in der Öffentlichkeit für wachsenden Unmut. In einem von zahlreichen Grünen-Abgeordneten über alle politischen Ebenen hinweg unterzeichneten Schreiben an die Bayerische Staatsregierung fordert Johannes Becher, „Click & Collect“ auch für die Büchereien in Bayern nutzbar zu machen. In dem Schreiben heißt es, die Verweigerung von „Click & Collect“ treffe diejenigen am härtesten, die die Bibliotheken in Pandemie-Zeiten am nötigsten brauchen: Familien mit Kindern, finanziell Benachteiligte, Schüler*innen, Studierende und Senior*innen.

Johannes Becher, Sprecher der Landtags-Grünen für kommunale Fragen und frühkindliche Bildung: „Es gibt keinerlei Gründe, Bibliotheken anders zu behandeln als den Einzelhandel. Entsprechende Hygienekonzepte und weitgehend kontaktlose Abhol-Modelle sind vorhanden. Es ist zynisch die Nutzer*innen öffentlicher Büchereien aufzufordern, ihre Lektüre alternativ im Buchhandel zu kaufen. Denn dazu fehlt vielen – insbesondere in den Zeiten der Krise – das Geld. Und viele von ihnen – gerade Senior*innen – haben auch nicht die technischen Mittel, um auf die erweiterten digitalen Angebote der Büchereien zugreifen zu können.“

Bislang, so heißt es in dem Schreiben weiter, hätten nur vereinzelt Gemeindebüchereien einen Lieferservice angeboten. Die Kosten haben die Kommunen selbst zu tragen, eine Unterstützung durch den Freistaat gibt es dafür derzeit nicht.

Johannes Becher: „Es ist nicht einzusehen, warum die öffentlichen Büchereien in anderen Bundesländern – beispielsweise Berlin oder Baden-Württemberg – weiter funktionieren, aber ausgerechnet im reichen Bayern nicht. Die Entscheidung, Bibliotheken und Archiven „Click & Collect“ zu untersagen, bei gleichzeitiger Erlaubnis dieses Systems für den Einzelhandel, ist nicht nachvollziehbar. Wir fordern die Staatsregierung auf, diesen Konstruktionsfehler bei den aktuellen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie umgehend zu beheben.“