Heute ist Weltkindertag. Die UNO hat 1954 ihren Mitgliedsstaaten empfohlen einen jährlichen Aktionstag zur Förderung von Kinderrechten einzuführen. Deutschland wählte den 20. September. Die Liste der dringlichen und nicht abgearbeiteten Aufgaben ist leider lang:

1. Kinderrechte gehören ins Grundgesetz und in die Bayerische Verfassung. 30 Jahren nach In-Kraft-Treten der UN-Kinderrechtskonvetion wäre es höchste Zeit. Ich bin gegen Symbolpolitik, sondern für ein Recht von Kindern auf Schutz, auf Förderung und auf geeignete Beteiligung in allen Fragen, die sie selbst betreffen.

2. Kinder raus aus der Armut. Nach einer Studie des PARITÄTISCHEN ist die Kinderarmut in den letzten Jahren gewachsen. „Kinderarmut ist im Kern finanzielle Armut der Eltern und damit ein Ausdruck der generellen Ungleichheit in der Gesellschaft. Kinder sind diejenigen, die soziale Ungleichheit ertragen müssen und unter den Folgen leiden. Die Eltern haben weniger Ressourcen für die Förderung ihrer Kinder zur Verfügung. Armut schadet den Kindern, beschämt und grenzt aus.“ Ein Teil der Lösung ist eine Kindergrundsicherung. Diese gilt es jetzt einzuführen.

3. Mehr Zeit als Familie. Wenn beide Elternteile Vollzeit arbeiten gehen oder die Ein-Eltern-Familie gar nicht anders kann, um die Miete zu bezahlen, dann bleibt die gemeinsame Zeit als Familie auf der Strecke. Dabei würden Kinder Zeit mit entspannten Eltern sehr genießen.

4. Gute Kita für Förderung von Anfang an. Die ersten Jahre sind entscheidend. Und dann braucht es Kitas, die ausreichend Personal und bestmögliche Rahmenbedingungen bieten, um jedes Kind bedarfsgerecht zu fördern. Bessere Arbeitsbedingungen würden auch dazu führen, dass mehr Menschen in dem Berufsfeld arbeiten wollen und zwar bis zur Rente.

5. Kinderschutz verbessern. Noch immer werden viel zu viele Kinder in unserem Land Opfer von den verschiedenen Formen der Gewalt. Es sind mehrere tausend Kinder nur in Bayern, die von einer Kindeswohlgefährdung akut oder latent betroffen sind. Jedes Jahr. Übrigens oft nicht aus böser Absicht, sondern aus Überforderung.

6. Versorgung mit Kinder- und Jugendpsychiatrien sicherstellen. Immer mehr Kinder und Jugendliche haben psychische Probleme oder Erkrankungen. Den Trend gab es schon vor Corona, aber dürfte sich jetzt noch deutlich verstärken. Die Wartezeiten sind allerdings lang, insbesondere wenn man kein besonders schwererer Fall ist. Da sind wir auch in Bayern noch lange nicht so gut aufgestellt, wie es sein müsste.

7. Vereine und Einrichtungen der außerschulischen Bildung stärken. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie Kinder und Jugendliche in Vereinen und Gruppen wachsen können, wie hier ein tragfähiges Netz für schwierige Tage entstehen und wie wichtig ein solches soziales Umfeld und Netzwerk für Zukunftschancen sein kann. Das Ehrenamt müssen wir daher als Gemeinschaft unterstützen und am Besten noch mehr Menschen dafür gewinnen.

8. ANKER-Einrichtungen sind für Kin­der nicht geeignet. Keine Privatsphäre, keine Rückzugsmöglichkeiten und nur sehr geringe Spielmöglichkeiten sind genauso Alltag, wie die Resignation, Perspektivlosigkeit und Konflikte der Erwachsenen. Dazu erleben Kinder Abschiebungen und Zimmerdurchsuchungen live mit. Familien sollten so schnell wie möglich in dezentrale Unterkünfte verlegt werden. Kinder brauchen auch Kontakt mit einheimischen Kindern, um möglichst schnell deutsch zu lernen.

Das wären mal ein paar wichtige Punkte und bei Weitem nicht vollständig. Aus meiner Sicht alles kein „nice to have“, sondern von grundlegender Bedeutung für Kinder, für Familien und für uns als Gemeinschaft. Diese Priorisierung in Verantwortung für die aufwachsende und die kommende Generation prägt mein Denken und Handeln.