Politische Bekenntnisse sind keine Frage des Alters 

Anna Waldhauser ist 87 Jahre alt, wohnhaft in Tuching und seit 22. März “jüngstes Neumitglied” der Grünen im Landkreis Freising. Im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Johannes Becher, der Freisinger Stadträtin Susanne Günther und dem Sprecher der Grünen Jugend Freising Nico Heitz erzählt sie, was sie zum Eintritt bewogen hat: „Es ist schade, dass heutzutage die Natur mit Gewalt kaputt gemacht wird“, sagt sie und verweist auf den intensiven Einsatz von Spritzmitteln sowohl in der Landwirtschaft als auch auf privaten Grundstücken. Die negative Sicht auf die Dinge lohne aber nicht, man müsse sich einfach auf die Methoden aus ihrer Jugend zurückbesinnen, als durch abwechslungsreiche Fruchtfolgen und den Einsatz von Kleegras sehr gute Ergebnisse in der Landwirtschaft erzielt werden konnten. Auch dass die lange Zeit als unpolitisch betrachtete Jugend sich jetzt aktiv für ihre Zukunft einsetzt, freut Anna Waldhauser ungemein. „Ich glaube, dass die Jungen den Alten jetzt was gelernt haben,“ sagt das Neumitglied mit Blick auf die weltweiten “Fridays for Future”-Demonstrationen. 

Als das Gespräch auf Katharina Schulze, Vorsitzende der Grünen Fraktion im Landtag, umschwenkt, beginnen Frau Waldhausers Augen zu leuchten. „Die macht den Mund auf und ist mit Leib und Seele dabei!“, strahlt sie. „Immer wenn ich die sehe hab ich das Gefühl, dass sie es ernst meint.“ Sie erzählt, dass politisch aktive Frauen sich früher oft Vorurteilen ausgesetzt sahen und um Respekt kämpfen mussten. „Damals, als die Renate Schmidt von der SPD im Bundestag war, wurde die von vielen schief angeschaut und sogar als umtriebig bezeichnet. Heute kommen die Frauen immer mehr in der Politik an und das ist auch längst überfällig!“, sagt Waldhauser zufrieden. 

Ihre Sympathie zu den Grünen rührt schon von Früher her. „Mein Vater hat damals im Wasserkraftwerk in Haag gearbeitet. Spätestens als das Kohlekraftwerk nebenan in Zolling gebaut wurde, war mir klar, dass so mit der Umwelt nicht umgegangen werden kann.“ Auch die aktive Erinnerungskultur der Grünen findet die 1931 geborene Frau sehr wichtig. „Vor allem in Zeiten, in denen Rechtsextreme wieder offen unterwegs sind, ist es gut, dass sich jemand dafür einsetzt, dass sich die Vergangenheit nicht wiederholt.“ 

Fröhlich erzählt sie auch vom Holledauer Bockerl, dem Zug, mit dem sie in ihrer Jugend von Haag nach Langenbach und von dort aus in die Arbeit nach München fahren konnte. „Weniger als eine Stunde hat das damals gedauert und Zeit zum Ratschen mit meinen Freundinnen hatte ich auch. Da müssen wir heute mit der Bahn wieder hinkommen!“ Auch in ihrem Alter noch ein politisches Bekenntnis abzugeben und damit die jungen Leute beim Kampf für ihre Zukunft zu unterstützen, mache sie glücklich, sagt Anna Waldhauser.