Grünes Antragspaket fordert mehr Wertschätzung, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Qualifizierung für Kindertagespflegepersonen
Seit 2013 gibt es in Bayern für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Ausreichend Plätze gibt es deshalb aber noch lange nicht: laut einer Anfrage von Johannes Becher, Grünen-Sprecher für frühkindliche Bildung, stockt der Ausbau der Kindertagespflege seit über zehn Jahren. „Tagesmütter und -väter, insbesondere im Rahmen der Großtagespflege, haben ein immenses Potenzial, den derzeitigen Betreuungsengpass zu entlasten und das müssen wir nutzen“, erklärt Johannes Becher.
Verschiedene Studien und der Status der Kindertagespflege in anderen Bundesländern (z. B. Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern) zeigen, welches Potenzial hier noch ausgeschöpft werden kann, wenn die Landespolitik bereit ist, die entsprechenden Stellschrauben zu drehen. Die neue Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, lässt in einem aktuellen Bericht dagegen die Wertschätzung gegenüber der Kindertagespflege in wesentlichen Aspekten vermissen lässt und verkennt ihre Chancen. Dies ist umso erstaunlicher in Anbetracht des allgemein bekannten und stetig zunehmenden Fachkräftemangels in den Einrichtungen bei gleichzeitig steigendem Bedarf an Betreuungsplätzen.
Es ist deshalb an der Zeit, das Potenzial der Kindertagespflege in Bayern politisch anzuerkennen und die grundlegenden Strukturen zu verbessern, um das Potenzial für die frühkindliche Bildung in Bayern auszuschöpfen.
Das Grüne Antragspaket zur Stärkung der Kindertagespflege in Bayern legt im ersten Antrag den Fokus deshalb auf die Wertschätzung des Berufsfelds. Die Kindertagespflege soll damit als wichtiger Baustein des Systems der frühkindlichen Bildung und Betreuung in Bayern anerkannt werden. Die Tagespflegepersonen leisten qualifizierte pädagogische Arbeit und bereichern die Kinderbildungs- und -betreuungslandschaft mit einem familiennahen Angebot. Die enge Bindung, die dabei zwischen der Kindertagespflegeperson, dem betreuten Kind und seiner Familie entsteht, ist gerade die Stärke der Kindertagespflege.
Der zweite Antrag fordert die Grundqualifizierung von Kindertagespflegepersonen anzuheben. Drittens braucht es bayernweit verbindliche Mindestsätze bei der Vergütung, so Johannes Becher. „Die Anforderungen steigen, da darf ein leistungsgerechter Verdienst nicht unter den Tisch fallen! Wir fordern ein neues, attraktives Vergütungsmodell, das es ermöglicht, die Tätigkeit existenzsichernd auszuüben. Hinzu kommt, dass je nach Wohnort die Tagesmutter oder der Tagesvater mit ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen konfrontiert ist. Wir müssen hier einheitliche Voraussetzungen schaffen und damit den Beruf allgemein attraktiver machen“, erklärt Johannes Becher.
Mit dem vierten Antrag soll ein Förderprogramm vom Freistaat aufgelegt werden, das die Kommunen bei der Qualitätsentwicklung der Kindertagespflege unterstützt und diese langfristig sicherstellt. Der fünfte Antrag fordert zudem eine einheitliche Vertretungsregelung, sodass Kindertagespflegepersonen im Krankheitsfall guten Gewissens ausfallen können, weil die Betreuung der Kinder und damit die Flexibilität der Eltern abgesichert ist.
Das grüne Antragspaket „Kindertagespflege in Bayern stärken“ wird am Donnerstag, 23. Juni 2022, im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie des Bayerischen Landtags diskutiert.