Grüne Landtagsfraktion fordert mehr Forschung und gezielte Präventionsmaßnahmen

Homeschooling, Fernsehen, Internetkonsum: Viele Kinder haben während der Corona-Pandemie mehr Zeit vor Bildschirmen verbracht als vorher. Eine aktuelle Studie aus China sieht darin den Grund für die Zunahme von Kurzsichtigkeit (Myopie) unter Schüler*innen. Diese Hong Kong Children Eye Study untersucht seit mehreren Jahren die Entwicklung von Myopie unter Grundschüler*innen in Hongkong. Seit Beginn der Corona-Pandemie war die Zahl der Fälle auffällig gestiegen.

Auch hierzulande steigt seit Jahren das Risiko für eine Kurzsichtigkeit schon im Kindesalter. Als Grund wird etwa vermehrtes Spielen mit Smartphones, Tablets oder Computern gesehen. Denn eine längere Fokussierung auf kurze Distanzen kann Auswirkungen auf das Wachstumsverhalten des Augapfels haben, was zu Fehlsichtigkeit führen kann. Regelmäßige Pausen von Naharbeit und mindestens zwei Stunden täglich draußen, können das Risiko für Kurzsichtigkeit erheblich mindern.

Politisch läuft die Thematik der Myopie bei Kindern und Jugendlichen jedoch nach wie vor unter dem Radar. Es gibt kaum Forschungsvorhaben und entsprechend wenige Vergleichszahlen, geschweige denn Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen in Kitas, Schulen und Familien. Wie die Antwort des CSU-Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Landtags-Grünen zeigte, hat die Staatsregierung keinerlei Erkenntnisse über Auswirkungen der Pandemie auf die kindliche Augengesundheit. „Es gibt keine aktuellen Zahlen und auch kaum Vergleichszahlen“, so Johannes Becher. „Erstens wird seit dem Schuljahr 2015/16 Kurzsichtigkeit nicht mehr in der Schuleingangsuntersuchung erfasst und zweitens ist dem Gesundheitsministerium offenbar nicht einmal die Studie aus Hongkong bekannt“, so Johannes Becher. „Die Alarmzeichen sind mehr als deutlich, besonders mit Blick auf den steigenden Medienkonsum unserer Gesellschaft. Aber die Söder-Regierung schaut tatenlos zu“, erklärt die gesundheitspolitische Sprecherin Christina Haubrich.

Mit einem Antrag fordern die Landtags-Grünen nun konkrete Forschungsmaßnahmen im Freistaat zu Myopie (Kurzsichtigkeit) bei Kindern und Jugendlichen sowie gezielte Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen in Schulen und Familien. „Regelmäßige Pausen von Naharbeit sowie das Ziel, mindestens 120 Minuten am Tag draußen zu verbringen, sollten auch von Schulen und Kitas berücksichtigt werden“, so Johannes Becher. „Damit sich die Augen unserer Kinder nicht immer weiter verschlechtern.“

Hintergrund:
Die genauen Ursachen für das immer häufigere Auftreten von Myopie bei Schülern sind noch nicht abschließend geklärt. Man geht jedoch allgemein davon aus, dass es an der Abnahme der im Freien verbrachten Zeit und am Einfluss von zunehmender Naharbeit liegt, dazu zählen etwa das Lesen von Büchern, Computerarbeit oder digitaler Medienkonsum. Kurzsichtigkeit entwickelt sich häufig im Grundschulalter, wenn Kinder die Augen für längere Zeit auf kurze Distanzen fokussieren müssen. Dies hat Auswirkungen auf das Wachstumsverhalten des Augapfels, sodass die Linse die verlängerte Brennweite nach einiger Zeit nicht mehr ausgleichen kann und eine Brille benötigt wird.