Johannes Becher kommentiert die geplanten Kontaktbeschränkungen für Jugendliche ab 12 Jahren und 3 Monaten

„Statt auf eine Party zu gehen, kann auch Impfen eine gute Idee sein“ sagt Ministerpräsident Markus Söder über junge Menschen. Das strotzt ja nur vor Zynismus und ich find das wirklich unverschämt. Junge Menschen haben in der Pandemie wahnsinnig viel ertragen und müssen noch immer mit erheblichen Einschränkungen leben. Es ist doch der Job der Staatsregierung alles zu unternehmen, um irgendwann der Jugend ihre Jugend zurückgeben zu können. Äußerungen nach dem Motto ’na ja dann sollen sie halt weniger Party machen‘, sind aus meiner Sicht völlig unangebracht. Junge Menschen überzeugt man mit Respekt, Wertschätzung, ehrlicher Kommunikation und Vertrauen. Just saying.

P. S.: Die ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung für Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren. Gleichzeitig sagt sie, dass kein Ausschluss von Sozialer Teilhabe erfolgen soll.Wie ihr merkt kämpfe ich dafür, dass die Empfehlung der Stiko umgesetzt wird und kein Ausschluss von Sozialer Teilhabe erfolgt.

An alle mitlesenden Jugendlichen eine Bitte: Beschäftigt Euch mit dem Thema Impfung. Die Empfehlung hat gute Gründe. Wenn Ihr Zweifel oder Bedenken habt, dann sucht Euch Infos auf seriösen Seiten und/oder besprecht das mit dem Arzt*der Ärztin Eures Vertrauens.

An alle mitlesenden Erwachsenen:Lasst Euch impfen! Wir Erwachsene sind das Problem auf den Intensivstationen. Wir Erwachsene sind der Grund, warum OPs verschoben werden, warum die Transportwege zum nächsten freien Bett bei Herzinfarkt/Schlaganfall unter Umständen zu lang werden und warum das Pflegepersonal sich für uns aufarbeiten muss. Wir können dieses Risiko nicht völlig ausschließen, aber mit einer Impfung signifikant reduzieren. Bei Fragen, Zweifeln oder Ängsten empfehle ich das Gespräch mit dem Arzt*der Ärztin Eures Vertrauens.

Letzter Punkt: Wenn jetzt jemand einwendet, dass wir ja zu wenig Personal haben, weil die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung zu schlecht ist und da die Politik auf verschiedenen Ebenen zu wenige wirksame Verbesserungen erzielt hat, dann stimmt das. Da muss grundlegend was gemacht werden. Richtig. Leider hilft uns das kurzfristig und akut nichts.Daher lasst uns beides machen: Die Situation in der Pflege dauerhaft verbessern und durch eigenes Handeln unser Risiko selbst Intensiv-Patient zu werden reduzieren.