Auch das Frauenhaus im Landkreis Freising ist überlastet
Gewalt gegen Frauen hat in Deutschland und auch in Bayern weiter zugenommen. 6.953 Frauen wurden in Bayern im Jahr 2023 Opfer von Sexualstraftaten, 42 Frauen wurden getötet. Auch in allen anderen Bereichen – häusliche Gewalt, digitale Gewalt und Menschenhandel – stiegen die Straftaten gegen Frauen und Mädchen. Das zeigt das Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“, das diese Woche vom Bundeskriminalamt veröffentlicht wurde.
„Es ist erschreckend, dass jedes Jahr noch mehr Frauen Opfer von Gewalt werden. Umso schlimmer ist es, dass an den entscheidenden Stellen immer noch zu wenig getan wird, um Frauen und Mädchen besser zu schützen!“, kritisiert Johannes Becher, Landtagsabgeordneter aus Moosburg und stellv. Vorsitzender der Landtags-Grünen. Die GrüneFraktion im Bayerischen Landtag fordert deshalb einen längst überfälligen Ausbau der Angebote und Mittel zum Schutz von Frauen in Bayern vor Gewalt. Nötig sind deutlich mehr Präventionsarbeit, mehr Schutzräume und Frauenhausplätze. „Es ist unsere Aufgabe als starke und demokratische Gesellschaft, der Gewalt gegen Frauen und Mädchen entschlossen entgegenzutreten!“ macht Johannes Becher deutlich.
Auch im Landkreis Freising gibt es nach wie vor lediglich fünf Plätze im Frauenhaus. Jedes Jahr müssen weit über 100 Frauen abgelehnt werden. Eine Erweiterung auf acht Plätze soll demnächst diskutiert werden. „Diese Erweiterung ist dringend notwendig, aber wenn wir ehrlich sind, werden auch acht Plätze im Frauenhaus den Bedarf nicht decken. Das ist die traurige Realität“, macht Johannes Becher deutlich. „Die Arbeit, die das Frauenhaus und die Beratungsstelle HilDa (Hilfe ist da) für die betroffenen Frauen im Landkreis Freising leisten, ist von unschätzbarem Wert. Das muss endlich auch die Staatsregierung anerkennen. Denn immer noch versteht sie Präventionsarbeit in erster Linie als Aufgabe der Polizei und finanziert dagegen die Arbeit der Frauenhäuser und Beratungsstellen kaum. Das ist ein Denkfehler, der korrigiert werden muss.“, so Becher.
Zum Hintergrund:
Die Zahlen der Partnerschaftsgewalt und häuslichen Gewalt steigen in Bayern seit Jahren. Auch hier sind zum großen Teil Frauen betroffen: Bei Tötungsdelikten innerhalb von partnerschaftlichen Beziehungen waren 80,6 Prozent der Opfer Frauen.
Eine aktuelle Anfrage der Landtags-Grünen (Anhang) zeigt, dass die Frauenhäuser in Bayern am Limit arbeiten – die Auslastung hat stark zugenommen: im Jahr 2023 lag sie bei 82,44 Prozent (im Vergleich zu 79,99 Prozent im Jahr 2022). Auch wenn noch theoretisch Platz frei wäre, bedeutet es im Zweifel, insbesondere bei kleineren Frauenhäusern mit wenigen Plätzen, dass eine Frau mit mehreren Kindern oder mit älteren Jungen, einem Haustier, oder sonstigen Bedarfen nicht aufgenommen werden kann.
Schon lang fordern die Landtags-Grünen zudem einen Landesaktionsplan gegen geschlechtsspezifische Gewalt mit einer wirksamen Präventionsoffensive. Enthalten sein müssen: Der Ausbau von Fachstellen für Täterarbeit und Anti-Aggressionskurse, geschlechtersensible Bildung und Erziehungsarbeit in Kitas, Familienzentren, Familienbildungsstätten und allgemeinbildenden Schulen, Empowerment und Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen, Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit gerichtet an Menschen aus dem sozialen Umfeld von gewaltbetroffenen Frauen, Sensibilisierung und Weiterbildung von Ärzt*innen, Polizei und Justiz und Pädagog*innen.